Die schlechte Nachricht zuerst: Stephenie Meyer wird nicht, wie zunächst angekündigt, unter dem Titel „Midnight Sun“ die Story von „Twilight“ aus der Sicht von Edward erzählen. Die gute Nachricht: Es wird trotzdem eine Ausgabe zum 10. Jubiläum der Erfolgssaga geben! Und in der ist vieles anders. Vor allem die Geschlechter der Protagonisten.
„ES TUT MIR SO LEID“. Mit dieser Entschuldigung beginnt „Twilight“-Autorin Stephenie Meyer das Vorwort von „Life and Death: Twilight Reimagined“, der Jubiläumsausgabe, die die vergangenen zehn Jahre seit dem Erscheinen des ersten „Twilight“-Romans feiern soll. „Ich weiß, dass es viel Klagen und Zähneknirschen geben wird, weil dieses neue Bonusmaterial (A) nicht komplett neu, aber vor allem (B) nicht „Midnight Sun“ ist.“ Die 41-jährige Schriftstellerin hatte den „Twilight“-Fans nämlich zunächst eine völlig andere Version ihres Debütromans versprochen, in dem sie den ersten Teil der Saga aus Edwards bisher eher mysteriöser Perspektive beschreiben wollte. Diese Änderung der Geschichte, so erklärt die Autorin entschuldigend, hätte sie zu viel Zeit gekostet. Und so war Stephenie Meyer zu einer anderen Art der Revision umgesattelt, die ihr persönlich einige Genugtuung verschaffte.
Autorin Stephenie Meyer (Mitte rechts) mit den Darstellern der “Twilight”-Verfilmung Taylor Lautner, Kristen Stewart und Robert Pattinson
Um ihrer „Twilght“-Protagonistin endlich den Stempel der „Jungfrau in Nöten“ zu nehmen, den ihr Kritiker seit Erscheinen des Buches aufdrücken, wandte Stephenie Meyer ein Gedankenexperiment an und machte aus ihrer Hauptfigur Bella Swan einen Mann namens Beau, während sie Edward zur Vampirin Edythe verwandelte. Denn über die Jahre musste sich die Schriftstellerin immer wieder anhören, dass ihre Darstellung der Beziehung zwischen Bella und Edward Frauen als das schwächere Geschlecht darstelle, das abhängig von den Heldentaten eines Mannes sei. Unter dieser neuen Premisse will die Starautorin beweisen, dass die Geschlechterverteilung in „Twilight“ vollkommen willkürlich von ihr gewählt wurde und die Beziehung von Bella und Edward, beziehungsweise nun Beau und Edythe, sich nicht davon beeindrucken lässt, ob nun die Frau vom Mann oder der Mann von der Frau gerettet wird.
Stephenie Meyer: Begeistert von „Twilight 2.0“
Ihr Experiment scheint Stephenie Meyer geglückt zu sein. In ihrem Vorwort erklärt sie, dass die Änderungen an ihrem Roman nicht annähernd so viel Zeit in Anspruch nahmen, wie sie zunächst vermutet hatte. Und das hauptsächlich, weil der Geschlechtertausch ihre Geschichte nicht stark beeinflusst habe: „Es hat sich herausgestellt, dass es nicht viel Unterschied gibt zwischen einer menschlichen Frau, die in einen männlichen Vampir verliebt ist und einem männlichen Menschen, der in einen weiblichen Vampir verliebt ist.“ Um dieser Wandlung noch einen drauf zu setzen, zog Stephenie Meyer den Geschlechtertausch gleich für alle „Twilight“-Charaktere, bis auf Bella/Beaus Eltern Charlie und Renée durch. Des Weiteren freute sich die Autorin über die Gelegenheit, endlich ein paar unschöne Stellen umschreiben zu können, die ihr über die Jahre immer wieder negativ aufgefallen waren: „Ich habe fast jedes Wort ändern können, das mich die letzten zehn Jahre gestört hat und es war herrlich!“
Ob „Twilight 2.0“ wirklich so gut ankommt wie das Original, werden wir in den nächsten Tagen hören, wenn sich die Fans die neue Version des Vampirromans, die heute auf dem Büchermarkt erscheint, zu Gemüte geführt haben.
Bildquelle: GettyImages/Christopher Polk
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